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Samstag, 27. September 2008

?Ihr werdet überall und alles sein?? - Ein eigener Baum für Sternenkinder

Sie war so glücklich, wie es nur eine werdende Mutter sein kann.
Und sie erlebte das größte Unglück, das einer werdenden Mutter zuteil werden kann: Im vierten Schwangerschaftsmonat verlor Anna (26) ihre Zwillinge.
Dem Schock folgte Schmerz ? und das Bedürfnis nach einem bewussten Abschied von den Söhnen in Form eines Begräbnisses. Außerdem wünschten sich Anna und ihr Freund einen Ort, an dem die Kleinen beschützt und einfach “gut aufgehoben” sein würden. Sie fanden den perfekten Platz in einem Ruheforst. Dort liegen Levi und Elia nun unter ?ihrem? Baum.

Hier ist Annas Geschichte ? von ihr selbst für Kleine Inseln erzählt:


Die Zwillinge und ihr Baum


Es ist wunderschön, schwanger zu sein. Eine so kraftvolle Erfahrung, neues Leben.
Wenn aus Liebe Leben wird, bekommt das Glück einen Namen.
So sollte es sein.
Wenn aus Liebe Leben wird?

Manchmal ist es anders. Bei uns war es anders.
Und wenn alles anders wird, als man es sich vorgestellt hat, muss man einen Weg suchen, um es erträglich zu machen, um es würdig zu machen.
Dieser Weg ist für jeden Menschen ein anderer.
Was für die einen unendlich wichtig und bedeutsam erscheint, berührt die anderen nicht im geringsten. Was für die einen selbstverständlich ist, finden andere undenkbar.
Es braucht viel Mut und Kraft, will man für einen letzten Weg kämpfen, der sich gut und richtig anfühlt.
?Gut anfühlen?, wie absurd, nahezu aussichtslos, wenn da doch nur Schmerz ist, Verzweiflung und Traurigkeit, dieses Grau, das alles mit sich reißt und unter sich begräbt.
Und doch lohnt es sich, weil es oft das Letzte ist, was man tun kann. Und wenn dieses Erlebnis schön und stimmig ist, wird es in der Zukunft hilfreich sein, weil man sich ruhig und gerne erinnert.


Ein schwarzer Tag


Im ?sicheren? vierten Monat der Schwangerschaft angekommen, erfuhren wir bei einer Routineuntersuchung, dass die Herzen unserer Söhne nicht mehr schlugen.
Nur zehn Minuten nach dieser Nachricht, die uns den Boden unter den Füßen wegzog, wurden wir aufgefordert, Entscheidungen zu treffen. Es hieß, eine Klinik zu wählen, in der ein zweiter Arzt die Untersuchung bestätigen konnte. Fragen, Wünsche, ?Es tut mir leid? ... alles prasselte auf uns ein.
Wie soll man klar denken, woher weiß man in einer solchen Situation, was einem wichtig ist?
Man weiß nichts.
Man fühlt nichts.
Und ganz sicher ist man nicht in der Lage, sich das ?Danach? vorzustellen, zu begreifen.
Wir liefen nach Hause, die Sonne schien, es war ganz warm, um uns herum Menschen, hektisch oder ganz gelassen, die Welt drehte sich einfach weiter, lachte uns geradezu aus.
Wir machten uns auf den Weg in die Klinik, in der eigentlich die Entbindung hätte stattfinden sollen, wir informierten Freunde und Familie.
Welt im Nebel.


Was erlaubt das Gesetz?


Irgendwann kam dann dieser Anruf. Eine Freundin hatte sich im Internet schlau gemacht: ?Ihr müsst die Kinder nicht in der Klinik lassen, ihr könnt sie auch mit nach Hause nehmen??, sagte sie und erklärte kurz ein paar Eckpunkte. Erst später lasen wir alles genauer bei www.kindergrab.de nach.

Die Informationen schockierten und halfen uns gleichermaßen:
- Fehlgeborene Kinder sind nach dem PStG (Personenstandsgesetz) keine Personen. Hierzu wäre ein Mindestgewicht von 500 Gramm erforderlich. Die meisten Friedhofsverordnungen regeln die Bestattung von ?Personen?, nicht die von Menschen. Daher kann es rechtliche Probleme geben, wenn man sein fehlgeborenes Kind auf einem Friedhof, etwa im eigenen Familiengrab bestatten lassen möchte.
- Da der Umgang mit fehlgeborenen Kindern in den meisten Bundesländern rechtsfreier Raum ist, besteht etwa auch die Möglichkeit, das Kind im eigenen Garten zu beerdigen.
In Bestattungsgesetzen wird formuliert, dass fehlgeborene Kinder “hygienisch einwandfrei und dem sittlichen Empfinden entsprechend zu beseitigen” sind bzw. “in schicklicher und gesundheitlich unbedenklicher Weise beseitigt” werden sollen. Über die genaue Ausführung schweigt der Gesetzestext.
Dies wiederum bedeutet, dass es im Umgang mit fehlgeborenen Kindern eine sehr große gesetzliche Freiheit gibt. Diese beinhaltet folgende Punkte:
- Sie müssen nicht auf einem Friedhof bestattet werden, sie können auch zuhause im eigenen Garten beigesetzt werden.
- Sie müssen nicht durch einen Bestatter transportiert werden. Der Transport kann ebenso in jedem anderen Pkw stattfinden.
- Der Umgang mit fehlgeborenen Kinder sollte würdevoll erfolgen.


Die Entscheidung für den richtigen Ort


Von Seiten der Klinik wurde uns eine letzte Nacht zu Hause gestattet, eine letzte Nacht als Familie.
Da saßen wir nun, mit unseren zerplatzten Träumen, dem wehen Herzen und dem innigen Wunsch, etwas für unsere Kinder zu tun.
Ewigkeiten verbrachten wir vor dem PC, druckten Gesetzestexte aus, die uns wichtig erschienen, um am nächsten Tag gewappnet zu sein.
Den Klinikkampf kämpften wir mit Erfolg und konnten am Abend darauf das Krankenhaus als zwar sehr traurige, aber doch auch stolze Eltern in Beisein unserer Kinder verlassen.
Wir hatten eine Schachtel vorbereitet, in der wir die beiden mit nach Haus nahmen, um sie dort gekühlt aufzubewahren, bis wir uns entschieden hatten, wie es nun weitergehen sollte.
Ein Gedanke jagte den nächsten.
Sobald man mit der Informationssammlung begonnen hat, wird klar, dass es doch viel mehr Wege gibt, als zunächst angenommen.
Wir hätten am Ende alle Möglichkeiten gehabt, von der anonymen Bestattung in einem Sammelgrab für fehlgeborene Kinder, über die Beisetzung in einem eigenen Kindergrab mit Namen bis zur Beerdigung im Familiengrab.
Das alles aber passte nicht zu uns, zu unseren Kindern und unseren Vorstellungen.
Wir suchten nach etwas, das auch das Leben symbolisiert, einen Ort der Ruhe und Besonnenheit zwar, aber auch einen Platz der Hoffnung. Ein Platz, an dem neue Wünsche wachsen können, neue Ideen. Einen Platz, der ein wenig das Wachsen und Großwerden eines Kindes widerspiegelt.
So kamen wir auf eine “Waldbestattung”. [Im Internet etwa unter Friedwald oder Ruheforst zu finden; Anmerkung der Red.] Uns gefiel der Gedanke, dass unsere Kinder zu den Füßen eines alten Baumes liegen werden.
Umarmen können seine Wurzeln sie, so wie wir es gerne getan hätten.
Wachsen können sie mit ihm, so wie wir sie gerne wachsen gesehen hätten.
Auf diese Art und Weise werden sie wieder ein Teil eines Kreislaufs, ein Teil von etwas Lebendigem.


Die Beerdigung


Wir wählten einen Baum, unter dem schon fünf weitere Kinder einen Platz gefunden hatten und wünschten uns, die Beerdigung ganz alleine gestalten zu können. Kein Pfarrer, kein Mitarbeiter des Ruheforsts, nur wir Eltern und drei unserer engsten Freunde.
Gerade genug, um sich nicht alleine zu fühlen und dennoch eine gewisse Intimität zu wahren.

Es regnete an dem Tag, als wir unsere Söhne in die Arme des Baumes legten.
Wie abgesprochen waren wir alleine.
Es herrschte eine sehr ungezwungene Atmosphäre, jeder las etwas vor, es wurde Gitarre gespielt, geweint, gelacht, geredet und geschwiegen. Es gab keine Regeln, wir hatten keinerlei Ablauf durchgesprochen. Alles passierte in dem Takt, den unsere Herzen vorgaben. Als genug Erde unsere Kinder bedeckte, als jeder seine Blumen und liebevollen Gedanken losgeworden war, ließen unsere Freunde uns alleine.
Da standen wir nun, unter dem Baum, dem wir unser Liebstes anvertraut hatten.
Und die Sonne begann zu scheinen und ihre Strahlen fielen durch das grüne Blätterdach und ließen an ein Morgen glauben.
Unsere Kinder und ihr Baum. Unsere Kinder in den Armen ihres Baumes.


Ein letzter Gruß


In unserem Ohr klangen noch die Worte einer lieben Freundin:
?Immer, immer fragt man sich warum. Es gibt keine Antwort, nur die Frage. Das Leben ist so, es ist empfindlich und wenn etwas aus dem Gleichgewicht ist, kann es nicht funktionieren. Schade, dass ihr nur so eine kurze Zeit bekommen habt. Wir alle laufen herum mit dem empfindlichen Leben und es wird auch enden. Ich hätte euch nur gewünscht, soviel Glück zu haben wie ich und zu lernen, zu sehen, zu fühlen. Ihr durftet das auch, wachsen, spüren. Bis ihr zu krank wurdet, eure Entwicklung nicht so verlief, dass das Leben weitergehen konnte.
Wenn ich könnte, ich würde ich euch von meinen Jahren etwas abgeben.
Jetzt könnt ihr mit dem Baum wachsen und in den Herzen aller derer, die ihr berührt habt.
Ihr werdet überall und alles sein, Blätter, Pflanzen, Erde, Regen, Sonnenschein. Und all das wird vielleicht eines Tages auch den Herzen eurer Lieben helfen.
Macht es gut auf eurer Reise zum Alles werden. Danke, dass ihr da wart??

Ihr werdet überall und alles sein.
Unsere Kinder und ihr Baum.
Was für ein schöner, warmer, hoffnungsvoller und tröstlicher Gedanke.


~~~


Ihr eigenes Erlebnis war für Anna der Auslöser zur Gründung einer Selbsthilfegruppe für Eltern von Sternenkindern in und um Koblenz. Ein Kontakt ist jederzeit möglich und erwünscht.
Die studierte Sozialarbeiterin berät auch gern Eltern aus anderen Teilen Deutschlands und der Welt ? telefonisch oder über das Internet. Eine .(Javascript muss aktiviert sein, um diese E-Mail-Adresse zu sehen) genügt.

 

Montag, 21. April 2008

Verwitwet - Hilfe finden

Verwitwet.de ist ein Verein, der Witwen und Witwern mit und ohne Kinder helfen will, ins Leben zurückzufinden und mit ihrer Trauer und Wut, ihrer Leere und ihrem Schmerz umzugehen. Die Site ist recht unübersichtlich gegliedert, das Forum ist in Baumform aufgebaut und erschließt sich nicht leicht, aber aus dem Verein ist auch ein stationäres Netz aus Selbsthilfegruppen hervorgegangen. Nicht nur auf gemeinsamen Treffen und Freizeiten spart man das Thema der Suche nach einer neuen Partnerschaft nicht aus.
[me]

21. April 2008 um 07:33 Uhr
RegionenÜberregionalTrauern und LebenVerwitwetPermalink

Freitag, 18. April 2008

Deutsche Kinderkrebsstiftung

Logo Deutsche Kinderkrebstiftung, Bunte gemalte Kinderbuchstaben Gegründet von einem Dachverband der regionalen Elterninitiativen hat es sich die Deutsche Kinderkrebsstiftung zum Ziel gemacht, Heilungschancen, Behandlungsmethoden und die Lebensqualität krebskranker Kinder zu verbessern. Finanzielle Hilfe für an Krebs erkrankte Kinder in Not, Förderung von Forschungsprojekten, Aufklärung, Beratung und Information im Netz und auf Veranstalungen sind fester Teil der Stiftungsarbeit. Die Kinderseiten bieten Erfahrungsberichte, Spielanregungen und viel Motivation für kleine Patienten, Total normal ist die Anlaufstelle für jugendliche Krebspatienten und widmet sich auch Themen rund um Studium und Beruf. Auch Eltern und Angehörige können sich über Krankheitsbilder, Reha-Maßnahmen und vieles andere rund um den Kampf gegen den Krebs informieren.
Geschwisterprojekte helfen den Geschwisterkindern, mit der Erkrankung - oder dem Tod - von Bruder oder Schwester umzugehen. Deutschlandweit finden sich hier Hinweise auf Ansprechpartner und Selbsthilfegruppen.
[me]

18. April 2008 um 12:36 Uhr
LinktippsKinder und KrebsRegionenÜberregionalPermalink

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