Verwaiste Eltern
Sie waren dem Leben zum Greifen nah: Sternenkinder, die starben, ehe oder kurz nachdem sie das Licht der Welt erblickten. Der Tod eines Kindes ist immer ein Riss in der Zeit, der Tod des eigenen Kindes unvorstellbar. Doch Eltern von Sternenkindern - insbesondere jenen, deren Kind noch im Mutterleib starb - wird mehr genommen als ihr Kind, als ihre Hoffnungen und Träume von einer gemeinsamen Zukunft. Wo Eltern, die ihr lebendes Kind verloren, Trauer und Schmerz von der Gesellschaft “zugestanden” werden, ist der Elternstatus von Sternenkinder-Eltern in der Gesellschaft kaum anerkannt. Auch wenn ihr Kind niemals leben durfte, sind sie Vater und Mutter dieses Kindes, sind sie Eltern in Trauer um ihr Kind. Und sehen sich allzu oft mit der Tatsache konfrontiert, dass ihnen dieser Elternstatus nicht zuerkannt wird. Von ihrem Umfeld, aber auch vor dem Gesetz nicht.
Oft erfahren Eltern von Sternenkindern nur auf Nachfrage, dass sie ihr Sternenkind beerdigen können. Eine Totgeburt (vor dem Gesetz ein verstorbenes Kind mit über 500 Gramm Gewicht) kann zwar standesamtlich registriert werden, doch mit unter 1000 Gramm Gewicht muss es nicht in allen Bundesländern bestattet werden. Was allzu häufig bedeutet, dass den Eltern diese Möglichkeit auch gar nicht erst angeboten wird. Dennoch ist es in allen Bundesländern möglich, Kindern unter dieser Gewichtsgrenze eine Ruhestätte zu gestalten und so einen Ort zu schaffen, der Raum bietet für Erinnerung, für die Trauer - und eines Tages auch für den Frieden, den die Trauer mit sich bringt. Auch können Erziehungsberechtigte (die bei ungeborenen Kindern Verfügungsberechtigte heißen) ihre Kinder mit Vor- und Familiennamen im Geburtenbuch eintragen lassen.
Dass ihre Kinder auch außerhalb der Trauer ihrer Eltern Spuren hinterlassen, ist für Eltern von Sternenkindern oft besonders wichtig. Hier finden Sie Hilfe bei der Auswahl eines Ortes, der zu Ihnen und Ihrem Kind passt:
Kindergrabmale
Inklusive Adresslisten von Steinmetzen, die sich auf Grabmale für Kinder spezialisiert haben
Leben ohne Dich
Verein für Eltern und Geschwister von großen und kleinen Sternenkindern, mit Links zu Selbsthilfegruppen, Forum und virtuellem Sternengarten
Initiative Regenbogen
Für Eltern, die ihre Kinder durch Fehlgeburt, Frühgeburt, Totgeburt oder kurz nach der Geburt verloren haben
[me, Bild: catlovers. Danke, pixelio!]
Eine von den Schwestern der Station aufgehängte Lichterkette verbreitete ihren warmen Schein, als Ben Johannes Schetters am 24.03.2004 in der Kinderklinik Bochum um 01.50 Uhr in den Armen seiner Mutter den letzten Atemzug tat. Auf der Seite, auf der Gaby die Geschichte ihres Kindes zusammengefasst hat, erinnert sich die damals 29-jährige so an diese Minuten: 75, 68, 67, 64, 60, 52, 50, 55, 58, 53, 50, 48 ... Es war wie eine Ewigkeit ... Ich schaute die Ärztin, die neben mir saß, an und sie nickte mir zu. Die Werte fielen weiter und unsere Tränen liefen leise unsere Wangen runter. Mein Mann drückte meine rechte und die Ärztin meine linke Hand. Ich schaute immer wieder Ben und den Monitor an. 45, Ben, 44, Ben, 42, Ben ... Ich spürte die Hand der Schwester auf meiner rechten Schulter ... 38, 35, 30, ..............................., 0. Null. Null, Null, Null, Null, Null…
Der kleine Junge mit dem strahlenden Lächeln wurde nur neun Monate alt ? im Juni 2003 war er per Notkaiserschnitt in der 32. Woche zur Welt gekommen.
Drei Tage nach seiner Geburt stellten die Ärzte bei Ben das Down Syndrom fest ? was, wie man zunächst glaubte, Auslöser war für seine häufigen Lungen- entzündungen. Doch mit der Zeit kristallisierte sich immer mehr heraus, dass der kleine Junge aus dem Kreis Kleve schwer krank war: Er hatte ein kleines Loch im Herzen, und seine Lunge arbeitete nicht richtig.
Was folgte, war ein Wechselbad der Gefühle ? unzählige Krankenhausaufenthalte, immer wieder widersprüchliche Aussagen von Ärzten über den Gesundheitszustand und die Heilungschancen, bis endlich die erschütternde Diagnose feststand: Ben würde an einem unbekannten Lungenvirus sterben.
Den Abschied vorbereiten
Wie kann man sich auf den Tod des eigenen Kindes vorbereiten? ?Gar nicht!? sagt Gaby Schetters. Und doch gab es keine Minute, in der ihr Denken nicht um das kreiste, was auf sie zukommen würde.
Eines stand auf jeden Fall fest: Ben sollte es ?schön? haben ? auch nach seinem Tod.
Zum Glück erinnerte sich die Kauffrau an Franz, einen Freund ihres Vaters, von Beruf Schreiner, der zusammen mit seinem Sohn ein Bestattungs- unternehmen betreibt. Mit ihm konnte sie ganz in Ruhe, vor dem ?Tag X? alles besprechen. Ihre Gefühle dabei waren sehr zwiespältig: ?Franz gab mir seine Handynummer und versprach mir, sowie Ben gestorben sei, solle ich ihn anrufen und er würde sich um alles kümmern. Als ich auflegte, hatte ich ein ganz mulmiges Gefühl. Was war ich nur für eine Mutter? Ich plante seine Beerdigung, obwohl er noch lebte??? Aber wie reagiere ich, wenn es so weit ist und Ben stirbt? Drehe ich durch? Was passiert mit mir? Kann ich dann noch so entscheiden, wie jetzt? ... Letztendlich war ich froh, alles geregelt zu haben und war der festen Überzeugung KEINE schlechte Mutter deswegen zu sein.?
Der letzte Weg
Einige Wochen später starb der kleine Ben ? seine Mutter hatte es noch geschafft, eine ganz besondere Todesanzeige zu verfassen. Es war ihr wichtig, das selbst zu tun, mit eigenen Worten und noch nicht blockiert vom Schmerz und der Trauer. ?Ich hatte panische Angst davor, direkt nach Bens Tod einen Blackout zu haben und dann erleben zu müssen, dass alles anders gemacht wird als wir es uns wünschen!?
Trotzdem die Anzeige erst am Tag nach der Beerdigung erschien, hatten sich fast hundert Trauergäste zusammengefunden, um Ben das letzte Geleit zu geben. Auch viele Ärzte und Krankenschwestern waren gekommen. Obwohl Gaby am offenen Grab fast zusammenbrach, nachdem sie bis zu diesem Zeitpunkt die Tränen tapfer zurückgedrängt hatte, hielten sie und Bernd sich an ihr ganz persönliches Motto ?Egal was passiert, das Leben geht weiter! und Man darf alles aber niemals aufgeben!? und führten das durch, was sie sich vorgenommen hatten: Für Ben, den tapferen, kleinen Kämpfer, der sie in seinem kurzen Leben so viel gelehrt hatte, ließen die Eltern ganz viele bunte Luftballons steigen.
Die Zeit danach
Die erste Zeit nach Bens Tod verbrachten Gaby und Bernd in einer Art ungläubigem Schockzustand. ?Die erste Woche war mein Mann zu Hause, danach musste er wieder arbeiten gehen. Für uns beide war es ein ganz komisches Gefühl, fast langweilig, vor allem aber so ungewohnt. Unsere täglichen Fahrten in die Klinik ? für jede Strecke hatten wir eine Stunde gebraucht ? plötzlich vorbei. Wie oft sind wir noch zusammengezuckt, wenn das Telefon klingelte, ein ums andere Mal bin ich nachts aufgewacht und wollte in der Klinik anrufen um zu fragen, wie es Ben ging.?
Vier Wochen später flog das Ehepaar für zehn Tage in den Süden, um abzuschalten und den Versuch zu starten, sein Leben neu zu ordnen.
Ein Spielplatz für die Ewigkeit
Dazu gehörte aber auch die Gestaltung von Bens letzter Ruhestätte. Ihr Erstgeborener sollte kein 08/15-Grabmal bekommen, wünschten sich die Eltern. Aus diesem Grund sichteten ? und verwarfen - sie unzählige Grabsteine und Säulen.
Eines Tages jedoch sah Gaby zufällig beim Vorbeifahren in der Auslage eines Steinmetzes einen Stein aus schwarzem und rotem Granit und wusste gleich: ?Der ist es und kein anderer!? Das war das Richtige für ihren Sohn, der viel zu viel Zeit in einem Krankenbett verbracht hatte, angeschlossen an Schläuche und Maschinen, statt in seinem liebevoll eingerichteten Kinderzimmer voller Begeisterung Bauklötze durch die Gegend zu werfen. Auch ihr Mann und der Rest der Familie fand ihre Wahl wunderschön und passend.
Bürokratische Hürden
Der Stein wurde gekauft, beschriftet, hätte nur noch aufgestellt werden müssen ... ? doch dann kam der Schock: Die Kirchengemeinde legte ein Veto ein und zwar mit dem Argument, das Grabmal sehe aus wie eine Ritterburg! An dieser Entscheidung konnte auch die Friedhofsverwaltung nichts ändern (die ihrerseits nichts zu beanstanden gehabt hätte). Leider ist der Friedhof im 4500-Seelen-Ort zweigeteilt, was Familie Schetters vor der Bestattung nicht gewusst und daher nicht beachtet hatte.
Doch die frühere Handballerin Gaby ließ sich nicht entmutigen ? das Schwierigste, ihren Sohn gehen zu lassen, hatten die Schetters schon hinter sich gebracht, da sollte, so ihre Überzeugung, die Auseinandersetzung mit einem Amt, und sei es auch das der katholischen Kirche, kein unüberwindliches Hindernis darstellen. Gut sechs Monate voller Tränen, Wutausbrüchen, Gesprächen und Telefonaten später war endlich ein Kompromiss in Sicht: Sofern auf dem Grabmal ein christliches Symbol angebracht werde, könne die Pfarrgemeinde der Aufstellung zustimmen.
Gesagt, getan ? ein Kreuz wurde eingemeißelt und endlich konnte der Grabstein aufgestellt werden.
Ein Grab, das lebt
Ende Februar, fast ein Jahr nach dem Tod des kleinen Ben, war dann alles fertig.
Oben auf der Bauklötzchenburg thront eine kleine Figur ? ein Geschenk von Freunden der Familie, an Stelle von Blumen. ?Mit dem Schalk in den Augen und den nackten Füßen erinnert er uns so sehr an unseren Sohn, der sich so gern die Socken aus- oder die Kabel abzog und sich dann kaputtlachen wollte, wenn alle aufgeregt in sein Zimmer strömten…?
Das bunte Kindergrab ist seitdem zu einem festen Bestandteil des Friedhofs geworden ? immer wieder dekorieren Gaby und ihre Familie es um. Mal bringt der kleine Bruder Tom ein selbstgemaltes Bild vorbei, mal tobt Schwesterchen Romy durch die Gräberreihen oder die Omi stellt zum Geburtstag ein paar Häschen und ein neues Windrad auf.
Leider geschieht es immer wieder, dass Vandalismus auch vor einem solchen Platz nicht Halt macht. Doch vielleicht hält jemand seine schützende Hand über Bens friedliches letztes Zuhause: Zwei Tage, nachdem die beiden Häschen und der Engel gestohlen worden waren, fanden sie sich wieder ...
Mit Bens Mutter sprach Michaela Pelz
Sie war so glücklich, wie es nur eine werdende Mutter sein kann.
Und sie erlebte das größte Unglück, das einer werdenden Mutter zuteil werden kann: Im vierten Schwangerschaftsmonat verlor Anna (26) ihre Zwillinge.
Dem Schock folgte Schmerz ? und das Bedürfnis nach einem bewussten Abschied von den Söhnen in Form eines Begräbnisses. Außerdem wünschten sich Anna und ihr Freund einen Ort, an dem die Kleinen beschützt und einfach “gut aufgehoben” sein würden. Sie fanden den perfekten Platz in einem Ruheforst. Dort liegen Levi und Elia nun unter ?ihrem? Baum.
Hier ist Annas Geschichte ? von ihr selbst für Kleine Inseln erzählt:

Es ist wunderschön, schwanger zu sein. Eine so kraftvolle Erfahrung, neues Leben.
Wenn aus Liebe Leben wird, bekommt das Glück einen Namen.
So sollte es sein.
Wenn aus Liebe Leben wird?
Manchmal ist es anders. Bei uns war es anders.
Und wenn alles anders wird, als man es sich vorgestellt hat, muss man einen Weg suchen, um es erträglich zu machen, um es würdig zu machen.
Dieser Weg ist für jeden Menschen ein anderer.
Was für die einen unendlich wichtig und bedeutsam erscheint, berührt die anderen nicht im geringsten. Was für die einen selbstverständlich ist, finden andere undenkbar.
Es braucht viel Mut und Kraft, will man für einen letzten Weg kämpfen, der sich gut und richtig anfühlt.
?Gut anfühlen?, wie absurd, nahezu aussichtslos, wenn da doch nur Schmerz ist, Verzweiflung und Traurigkeit, dieses Grau, das alles mit sich reißt und unter sich begräbt.
Und doch lohnt es sich, weil es oft das Letzte ist, was man tun kann. Und wenn dieses Erlebnis schön und stimmig ist, wird es in der Zukunft hilfreich sein, weil man sich ruhig und gerne erinnert.
Ein schwarzer Tag
Im ?sicheren? vierten Monat der Schwangerschaft angekommen, erfuhren wir bei einer Routineuntersuchung, dass die Herzen unserer Söhne nicht mehr schlugen.
Nur zehn Minuten nach dieser Nachricht, die uns den Boden unter den Füßen wegzog, wurden wir aufgefordert, Entscheidungen zu treffen. Es hieß, eine Klinik zu wählen, in der ein zweiter Arzt die Untersuchung bestätigen konnte. Fragen, Wünsche, ?Es tut mir leid? ... alles prasselte auf uns ein.
Wie soll man klar denken, woher weiß man in einer solchen Situation, was einem wichtig ist?
Man weiß nichts.
Man fühlt nichts.
Und ganz sicher ist man nicht in der Lage, sich das ?Danach? vorzustellen, zu begreifen.
Wir liefen nach Hause, die Sonne schien, es war ganz warm, um uns herum Menschen, hektisch oder ganz gelassen, die Welt drehte sich einfach weiter, lachte uns geradezu aus.
Wir machten uns auf den Weg in die Klinik, in der eigentlich die Entbindung hätte stattfinden sollen, wir informierten Freunde und Familie.
Welt im Nebel.
Was erlaubt das Gesetz?
Irgendwann kam dann dieser Anruf. Eine Freundin hatte sich im Internet schlau gemacht: ?Ihr müsst die Kinder nicht in der Klinik lassen, ihr könnt sie auch mit nach Hause nehmen??, sagte sie und erklärte kurz ein paar Eckpunkte. Erst später lasen wir alles genauer bei www.kindergrab.de nach.
Die Informationen schockierten und halfen uns gleichermaßen:
- Fehlgeborene Kinder sind nach dem PStG (Personenstandsgesetz) keine Personen. Hierzu wäre ein Mindestgewicht von 500 Gramm erforderlich. Die meisten Friedhofsverordnungen regeln die Bestattung von ?Personen?, nicht die von Menschen. Daher kann es rechtliche Probleme geben, wenn man sein fehlgeborenes Kind auf einem Friedhof, etwa im eigenen Familiengrab bestatten lassen möchte.
- Da der Umgang mit fehlgeborenen Kindern in den meisten Bundesländern rechtsfreier Raum ist, besteht etwa auch die Möglichkeit, das Kind im eigenen Garten zu beerdigen.
In Bestattungsgesetzen wird formuliert, dass fehlgeborene Kinder “hygienisch einwandfrei und dem sittlichen Empfinden entsprechend zu beseitigen” sind bzw. “in schicklicher und gesundheitlich unbedenklicher Weise beseitigt” werden sollen. Über die genaue Ausführung schweigt der Gesetzestext.
Dies wiederum bedeutet, dass es im Umgang mit fehlgeborenen Kindern eine sehr große gesetzliche Freiheit gibt. Diese beinhaltet folgende Punkte:
- Sie müssen nicht auf einem Friedhof bestattet werden, sie können auch zuhause im eigenen Garten beigesetzt werden.
- Sie müssen nicht durch einen Bestatter transportiert werden. Der Transport kann ebenso in jedem anderen Pkw stattfinden.
- Der Umgang mit fehlgeborenen Kinder sollte würdevoll erfolgen.
Die Entscheidung für den richtigen Ort
Von Seiten der Klinik wurde uns eine letzte Nacht zu Hause gestattet, eine letzte Nacht als Familie.
Da saßen wir nun, mit unseren zerplatzten Träumen, dem wehen Herzen und dem innigen Wunsch, etwas für unsere Kinder zu tun.
Ewigkeiten verbrachten wir vor dem PC, druckten Gesetzestexte aus, die uns wichtig erschienen, um am nächsten Tag gewappnet zu sein.
Den Klinikkampf kämpften wir mit Erfolg und konnten am Abend darauf das Krankenhaus als zwar sehr traurige, aber doch auch stolze Eltern in Beisein unserer Kinder verlassen.
Wir hatten eine Schachtel vorbereitet, in der wir die beiden mit nach Haus nahmen, um sie dort gekühlt aufzubewahren, bis wir uns entschieden hatten, wie es nun weitergehen sollte.
Ein Gedanke jagte den nächsten.
Sobald man mit der Informationssammlung begonnen hat, wird klar, dass es doch viel mehr Wege gibt, als zunächst angenommen.
Wir hätten am Ende alle Möglichkeiten gehabt, von der anonymen Bestattung in einem Sammelgrab für fehlgeborene Kinder, über die Beisetzung in einem eigenen Kindergrab mit Namen bis zur Beerdigung im Familiengrab.
Das alles aber passte nicht zu uns, zu unseren Kindern und unseren Vorstellungen.
Wir suchten nach etwas, das auch das Leben symbolisiert, einen Ort der Ruhe und Besonnenheit zwar, aber auch einen Platz der Hoffnung. Ein Platz, an dem neue Wünsche wachsen können, neue Ideen. Einen Platz, der ein wenig das Wachsen und Großwerden eines Kindes widerspiegelt.
So kamen wir auf eine “Waldbestattung”. [Im Internet etwa unter Friedwald oder Ruheforst zu finden; Anmerkung der Red.] Uns gefiel der Gedanke, dass unsere Kinder zu den Füßen eines alten Baumes liegen werden.
Umarmen können seine Wurzeln sie, so wie wir es gerne getan hätten.
Wachsen können sie mit ihm, so wie wir sie gerne wachsen gesehen hätten.
Auf diese Art und Weise werden sie wieder ein Teil eines Kreislaufs, ein Teil von etwas Lebendigem.
Die Beerdigung
Wir wählten einen Baum, unter dem schon fünf weitere Kinder einen Platz gefunden hatten und wünschten uns, die Beerdigung ganz alleine gestalten zu können. Kein Pfarrer, kein Mitarbeiter des Ruheforsts, nur wir Eltern und drei unserer engsten Freunde.
Gerade genug, um sich nicht alleine zu fühlen und dennoch eine gewisse Intimität zu wahren.
Es regnete an dem Tag, als wir unsere Söhne in die Arme des Baumes legten.
Wie abgesprochen waren wir alleine.
Es herrschte eine sehr ungezwungene Atmosphäre, jeder las etwas vor, es wurde Gitarre gespielt, geweint, gelacht, geredet und geschwiegen. Es gab keine Regeln, wir hatten keinerlei Ablauf durchgesprochen. Alles passierte in dem Takt, den unsere Herzen vorgaben. Als genug Erde unsere Kinder bedeckte, als jeder seine Blumen und liebevollen Gedanken losgeworden war, ließen unsere Freunde uns alleine.
Da standen wir nun, unter dem Baum, dem wir unser Liebstes anvertraut hatten.
Und die Sonne begann zu scheinen und ihre Strahlen fielen durch das grüne Blätterdach und ließen an ein Morgen glauben.
Unsere Kinder und ihr Baum. Unsere Kinder in den Armen ihres Baumes.
Ein letzter Gruß
In unserem Ohr klangen noch die Worte einer lieben Freundin:
?Immer, immer fragt man sich warum. Es gibt keine Antwort, nur die Frage. Das Leben ist so, es ist empfindlich und wenn etwas aus dem Gleichgewicht ist, kann es nicht funktionieren. Schade, dass ihr nur so eine kurze Zeit bekommen habt. Wir alle laufen herum mit dem empfindlichen Leben und es wird auch enden. Ich hätte euch nur gewünscht, soviel Glück zu haben wie ich und zu lernen, zu sehen, zu fühlen. Ihr durftet das auch, wachsen, spüren. Bis ihr zu krank wurdet, eure Entwicklung nicht so verlief, dass das Leben weitergehen konnte.
Wenn ich könnte, ich würde ich euch von meinen Jahren etwas abgeben.
Jetzt könnt ihr mit dem Baum wachsen und in den Herzen aller derer, die ihr berührt habt.
Ihr werdet überall und alles sein, Blätter, Pflanzen, Erde, Regen, Sonnenschein. Und all das wird vielleicht eines Tages auch den Herzen eurer Lieben helfen.
Macht es gut auf eurer Reise zum Alles werden. Danke, dass ihr da wart??
Ihr werdet überall und alles sein.
Unsere Kinder und ihr Baum.
Was für ein schöner, warmer, hoffnungsvoller und tröstlicher Gedanke.
~~~
Ihr eigenes Erlebnis war für Anna der Auslöser zur Gründung einer Selbsthilfegruppe für Eltern von Sternenkindern in und um Koblenz. Ein Kontakt ist jederzeit möglich und erwünscht.
Die studierte Sozialarbeiterin berät auch gern Eltern aus anderen Teilen Deutschlands und der Welt ? telefonisch oder über das Internet. Eine .(Javascript muss aktiviert sein, um diese E-Mail-Adresse zu sehen) genügt.
LaLeLu ist ein Ort der Stille, des Gedenkens und des Austauschs. Wer möchte, kann seinem Kind (jeden Alters) hier einen Stern widmen und diesem bei der “Sternentaufe” Bilder oder Gedanken hinzufügen. Im Sternenkalender werden Mitglieder an die Sternenkinder erinnert. Hilfe und Rat findet und gibt man im geschlossenen Benutzerbereich. Das liebevolle und engagierte Forum hilft, zu trauern - und zu leben.

Der amerikanische Verband Compassionate Friends ruft einmal im Jahr zum Tag der Sternenkinder auf: Rund um den Globus sollen Kerzen brennen für die Sternenkinder dieser Welt - die still geborenen, die früh verstorbenen ... all jene, die viel zu früh gegangen sind.
Wo in diesem Jahr auch in Deutschland, Österreich und der Schweiz am 9. Dezember Kerzen brennen, finden Sie hier. Und wer auch in seiner Stadt den Sternenkindertag unterstützen möchte, trägt sich hier ein. [Für alle folgenden Jahre ändert sich im Link jeweils die Jahreszahl.]

Lesetipps Sachbuch und Belletristik, für Kinder und Erwachsene.
Selbsthilfegruppen, nach Bundesland und weltweit.
Empfehlungen, Skurriles, Ressourcen.
Abonnieren Sie unsere Info-Mails.