Goethe-Institut: Kurs in Bonn im Juni diesen Jahres

Auch in diesem Jahr werde ich wieder für das Goethe-Institut Deutsch als Fremdsprache unterrichten. Dieses Mal geht es für drei Wochen nach Bonn, wo 14 bis 17-jährige aus aller Welt ihre Sprachkenntnisse aufbessern oder erste Schritte zum Erwerb der deutschen Sprache gehen werden. 
Für das Goethe-Institut zu unterrichten ist jedes Mal von Neuem eine Freude - und das sage ich nicht aus Opportunismus sondern aus Überzeugung. Zum einen ist das Team stets nicht nur nett sondern auch kompetent, und zum anderen sind die zur Verfügung gestellten Lehrmittel gut und umfangreich. Und das ist leider nicht immer beim Fremdsprachenunterricht der Fall.
Nicht zuletzt ist es immer wieder Bereicherung und Herausforderung gleichermaßen, mit Jugendlichen von Afrika bis Spanien und von den Niederlanden bis Rußland zu arbeiten. Viele von ihnen sprechen mit ihren 14 bis 17 Jahren bereits mehr Sprachen fließend, als ich in meinem ganzen Leben erlernt habe, und das beeindruckt mich nicht nur, es freut mich auch. Auf dem “Campus” des Goethe-Instituts lernt man aber bei Weitem nicht nur die deutsche Sprache. Auch der Austausch zwischen den Kulturen - so abgedroschen das Schlagwort auch anmuten mag - ist ein zentraler Aspekt.

Vor einiger Zeit etwa war ein Mädchen aus Afrika in meinem Kurs, die mir mit ihren Worten die Augen für etwas geöffnet hat, das mir bislang in dieser Form noch nicht bewußt war.
Eine Teilnehmerin aus meiner Klasse war sehr laut, durchaus als schwierig zu bezeichnen und in gewisser Weise hyperaktiv (ohne dies diagnostizierend zu meinen). In einem privaten Gespräch mit dem Mädchen aus Afrika stellte sich heraus, daß das afrikanische Mädchen (sehr klug, sehr wach und weitsichtig und für ihre 15 Jahre auf beeindruckende Art “erwachsen” in ihrem Denken) sich gerade zu dem eher schwierigen und von ihrem Wesen her noch sehr kindlichen Mädchen hingezogen fühlte. Das erstaunte mich, und so fragte ich nach dem Grund. Die Antwort habe ich bis heute nicht vergessen. Das afrikanische Mädchen sagte: “Ich bewundere sie. Sie ist noch ein Kind, darf sorglos sein, ist frei in dem, was sie tut. Ich bin schon seit Jahren erwachsen, habe Verantwortung für meine Familie. Es ist ein Privileg reicher Länder, daß Kinder länger Kind sein können. Wenn dies auch meinen Kindern einmal gegeben sein kann, dann wäre ich glücklich.”
Solche Augenblicke erweitern den Horizont mehr als alle Bücher der Welt.

Momo Evers am 19.02.2005 um 23:19 Uhr
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