Studentisches Teamwork - Praxisnähe im Elfenbeinturm

Teamwork hilft nicht nur gegen die Einsamkeit im Unidschungel, Teamfähigkeit ist auch eine der bei Personalverantwortlichen begehrten »Soft Skills«. Wie Studenten schon während des Studiums fürs (Berufs-) Leben lernen können ...

Einzelkämpfer im Unichaos

Ständiges Büffeln im engen Studiwohnheimkämmerlein? Einsames Schleichen durch betongraue Universitätsflure, die Nase im Seminarskript versenkt? Oder lieber Komplettverdrängung bei Diskobesuch mit Freunden, mit denen man auch nicht über die Inhalte der nahenden Prüfung reden kann ? oder möchte? Und dann Schlafen bis nachmittags, das Seminar um 10 Uhr stillschweigend an den Nagel hängen, weil es sowieso niemandem auffällt wenn man fehlt - weil man das eigene schlechtes Gewissen mit nur wenig Aufwand auf das nächste Semester vertrösten kann? All das ist es nicht, was das Studentenleben ausmachen sollte. Denn Studieren kann man am besten im Dialog mit Gleichgesinnten.

Arbeitserleichterung, Informationsaustausch, Gruppengefühl

Darauf sind auch die Universitätsdozenten selbst gekommen. Wie in den Schulen, in denen Gruppenarbeit eine beliebte Unterrichtsform ist, regen auch Professoren immer wieder zur Bildung von Arbeitsgemeinschaften an. In den aus Amerika stammenden Master-Studiengängen bildet Teamwork neben Praxiserfahrung gar einen zentralen Aspekt des Studiums. Auf der einen Seite hat das Vorteile: Man trifft sich regelmäßig mit anderen Studierenden, diskutiert und tauscht Gedanken aus, hinterfragt und analysiert, versteht Dinge besser, wenn man sie erklärt oder sie sich erklären lässt. Außerdem macht Arbeit im Team einfach mehr Spaß. Man muß nicht alles allein machen, kann auch größere Projekte in Angriff nehmen, da man die Arbeit aufteilen kann. Zumindest in der Theorie.

Von Konkurrenzdenken und verschollenen Kommilitonen

Doch, ach, wer kennt sie nicht: Die Arbeitsgruppen, die sich sukzessive auflösen? Die Kommilitonen, die sich plötzlich nicht mehr melden oder immer seltener - und am Tag des Referats trotz vorsorglicher telefonischer Nachfrage am Vorabend gar nicht mehr erscheinen? Oder das Teufelchen im Hinterkopf, das während eines langen, pflichtbewussten Tags in der Bibliothek fragt: »Warum sitze ich jetzt eigentlich hier herum und mach’ die Arbeit, und der Rest meiner AG macht sich einen schönen Tag?« Wer kennt nicht den Ärger über Gruppenzwang, Profilierungssucht einzelner Mitglieder, langwierige Abstimmungsprozesse, Trittbrettfahrer, mangelnde Absprache und Unzuverlässigkeit?

Tips für Spaß und Effektivität

Nicht jede Aufgabenstellung ist zur Teamarbeit geeignet ? gibt es auch Menschen, die nicht zum Teamplayer geboren sind? »Nein«, so Michael Fuder, der an der Fachhochschule Wolfenbüttel Seminare zu Schlüssel- und Zusatzqualifikationen leitet: »Teamfähigkeit kann man erlernen!« In der Teamarbeit kommt es auf aktives Zuhören ebenso an wie auf Durchsetzungsvermögen; menschliche Stärken sind genau so gefragt wie fachliche. Kreativität wecken, den inhaltlichen und zeitlichen Überblick behalten, persönliche Verstimmungen wittern und konstruktiv klären ? dies sind nur einige Hürden, die es in der Teamarbeit zu meistern gilt. Ein Miteinander fordert immer das Engagement und die Aufmerksamkeit eines jeden. Und nur eine gute Teamatmosphäre ermöglicht auf Dauer gute Arbeitsergebnisse.

Was Hänschen nicht lernt ...

Grundsätzlich müssen, so das Ergebnis diverser Studien, Schlüsselqualifikationen besser geschult werden. »Teamfähigkeit« stellt zwar die mit Abstand am häufigsten genannte Anforderung in Stellenanzeigen dar, doch auf den Lehrplänen steht sie ? obwohl man sie schulen kann - nicht. Logische Konsequenz: Unzählige Besprechungen, Sitzungen und Konferenzen im späteren Arbeitsleben verlaufen unbefriedigend und rauben genau so viel Zeit wie Motivation. Daher empfiehlt Fuder: »Früh übt sich, wer ein Teamplayer werden will. Nutzen Sie Ihre Chance, sich bereits in der Universität auf die Anforderungen im Jobleben vorzubereiten!«

© Momo Evers - verfaßt für Westerwelle Consulting & Media 2001