Venture Capital

Venture Capital
Was es ist, wem es nutzt und wie man es bekommt.

Als die New Economy boomte, schossen sie wie Pilze aus dem Boden ? Firmen, die Gründern ihr Geld zur Verfügung stellten, das sogenannte Venture Capital (kurz: VC) oder, zu Deutsch, Wagniskapital. Dennoch: VC ist nicht nur eine Möglichkeit für Gründer, Sie ist auch eine Option für ein bereits bestehendes Unternehmen, das expandieren will, dem es dazu aber an freiem Kapital fehlt.

Wie aber kommen andere Firmen auf die Idee, Gründern Geld zur Verfügung zu stellen? Und: Welche Vorteile hat es für beide Seiten, die Zusammenarbeit zu suchen?

Der erste Schritt ? Überlegungen im Vorfeld

Nähern wir uns der Thematik zunächst einmal aus Sicht der Gründer: Für gewöhnlich verfügt jemand, der sich selbstständig machen möchte, über Eigenkapital. Ist das Eigenkapital zu gering, bleibt der Weg zu einer Bank, um einen Kredit aufzunehmen. Ihr Problem als Gründer aber ist: Nach gründlicher Vorüberlegung kommen Sie zu dem Schluß, daß a) das Geld dennoch nicht reichen würde und Sie b) zwar eine Idee haben, von der Sie überzeugt sind, es Ihnen aber an Geschäftserfahrung für eine derartige Firmengründung fehlt.

Nun könnten Sie sich einen Teilhaber suchen, der die Firma mit Ihnen gemeinsam gründet. Das Problem daran wäre aber, daß dieser Teilhaber fortan ein Mitspracherecht bei der Konzeption Ihrer Firma haben würde. Sie aber stehen hinter Ihrem wohlüberlegten Konzept und haben weder Zeit noch Lust, alles noch einmal von vorn zu planen und sich damit auseinanderzusetzen, daß Ihr potentieller Partner plötzlich ganz andere Wünsche und Ziele für Ihr Unternehmen hat als Sie. Die Bank ist nicht bereit, Ihnen einen Kredit in der Höhe, die Sie bräuchten, zur Verfügung zu stellen.

An diesem Punkt ist es sinnvoll für Sie, über die Zusammenarbeit mit einer VCGesellschaft nachzudenken.

Was ist eine VC-Gesellschaft, und was tut sie?

VC-Gesellschaften sind entweder eigenständige Gesellschaften oder Tochterfirmen von Bankhäusern oder anderen großen Firmen. Eine VC-Gesellschaft beteiligt sich mit Geld (also mit Venture Capital) an der Gründung einer Firma, deren Idee sie für Erfolg versprechend hält. Es handelt sich bei diesem Venture Capital nicht um einen Ihnen gewährten Kredit. Denn die VC-Gesellschaft stellt Ihnen ihr Eigenkapitel zur Verfügung, wird also Miteigentümer der von Ihnen gegründeten Firma.

Diese Firmen sind also bereit, ihr Geld in Ideen anderer zu investieren. Doch die VC-Gesellschaften tun noch ein Weiteres: Sie stellen Ihnen als Gründer gleichfalls ihr Know-How zur Verfügung und weisen Sie auf Risiken und mögliche Fehler hin. Und zwar ohne Ihnen Ihre Grundidee streitig machen zu wollen, sondern vielmehr in beratender, unterstützender Form. Das Ziel der VC-Gesellschaft ist, daß Sie mit Ihrer Firmenidee erfolgreich werden ? denn davon profitiert auch die VCGesellschaft, die ja Teilhaber Ihrer Firma ist. In den letzten Jahren tritt verstärkt das Phänomen auf, daß nicht nur Firmen, sondern auch Privatleute mit viel Geld und Erfahrung neuen Unternehmern mit Rat und Tat zur Seite stehen, sozusagen eine Art privates Mäzenatentum mit persönlicher Komponente aufnehmen. Diese Einzelpersonen werden Business Angels genannt. Zwar ist der Kontakt hier womöglich noch persönlicher als der mit einer VCGesellschaft, dennoch ist der Business Angel kein selbstloser Engel ? auch hier werden Verträge im Vorfeld einer Zusammenarbeit gemacht.

Wie kann eine VC-Beteiligung konkret aussehen?

VC-Verträge sind sehr individuell und stets auf die Bedürfnisse des Gründers und der VC-Gesellschaft abgestimmt, so daß hier kaum generelle Aussagen getroffen werden können. Es existieren diverse Formen und Mischformen eines möglichen Vertragsabschlusses, variierend bei dem Grad des Mitspracherechtes, den die VCFirma an Ihrem Unternehmen hat oder bei der Beteiligung der VC-Gesellschaft an Gewinn und Verlust Ihres Unternehmens.

Wir möchten Ihnen im Folgenden exemplarisch zwei Möglichkeiten der Vertragsform mit einer VC-Gesellschaft mit möglichen Vor- und Nachteilen vorstellen. Die GmbH Der Nachteil dieser Vertragsart ist, daß der Eigentümer (also Sie) einen Großteil der Gründung über Kredite finanzieren muß. Denn um eine GmbH zu gründen bedarf es einer Grundeinlage von 50.000 Mark. Darüber hinaus hat der Gesetzgeber die Rahmenbedingungen für eine GmbH bereits festgelegt, Sie sind also in Ihrer Vertragsausarbeitung mit Ihrem VC-Partner weniger flexibel. Es läßt sich also festhalten, daß die Vertragsform der GmbH eher für schon bestehende Firmen geeignet ist, die bereits über Kapital verfügen. Diesen Unternehmen bringt ein derartiger Vertrag aber etliche Vorteile.

Denn wenn ein Unternehmen wächst und weiter expandieren will, es ihm aber an freiem Kapital fehlt, ist der Grundwert der Firma dennoch höher als die hinterlegten 50.000 Mark Einlage der GmbH. Man kann hier also frei über den tatsächlichen Wert der Firma und der angemessenen Höhe der Unterstützung des VC-Partners verhandeln. Der stille Teilhaber Diese Variante (von der wiederum etliche Untervarianten existieren) ermöglicht den Vertragspartnern größtmögliche Flexibilität.

Der Nachteil aber ist, daß bei einem Exit aus dem Vertrag die VC-Gesellschaft ausgezahlt werden müßte, da es eher problematisch ist, einen Nachfolger für einen derartigen Vertrag mit stiller Teilhaberschaft zu finden. Das im Vertrag gesteckte Ziel (zum Beispiel eine Laufzeit des VC von 5 Jahren) müßte von Ihnen demnach möglichst auch in dem zuvor vereinbarten Zeitrahmen erreicht werden.

Wie stehen die Chancen, einen VC-Partner von meiner Idee zu überzeugen?

Trotz aller Schwarzmalerei stehen die Chancen, einen VC-Partner zu finden für eine gute Idee nicht schlechter als noch zur Zeit der Internet-Startups. Zweifelsohne, Ihre Idee wird kritischer beäugt und überprüft als noch vor zwei, drei Jahren. Doch letzten Endes bestehen VC-Gesellschaften, um in junge Unternehmen und Ideen zu investieren.

Letzten Endes sind Sie als Gründer nicht nur Bittsteller. Sie bieten der VC-Gesellschaft ein Geschäft an, von dem ? wenn alles gut läuft ? beide Seiten profitieren können. Wenn Sie also von Ihrer Idee überzeugt und in der Lage sind, diese Überzeugung an Ihre potentiellen Geschäftspartner weiterzugeben, dann steht Ihrem Plan nichts im Wege. Auch die VC-Gesellschaften sind an Profit interessiert. Warum also sollten sie ein Erfolg versprechendes Geschäft ausschlagen?

Der zweite Schritt - Wie erhöhe ich meine Chancen, eine VC-Firma von meinem Konzept zu überzeugen?

Behandeln Sie Ihre »Bewerbung« um eine VC-Unterstützung wie eine Bewerbung Ihrer Person um einen Job: Zeigen Sie sich und Ihr Unternehmen von seiner Schokoladenseite. Bereiten Sie die Unterlagen, die Sie Ihren Verhandlungspartnern vorlegen möchten, gut vor. Suchen Sie schon im Vorfeld nach Argumenten gegen alle erdenklichen Einwände. Denken Sie über die Wahl Ihrer Kleidung, der Präsentationsmappe, der Selbstdarstellung nach.

Bedenken Sie: Nur, wenn Sie jedes Für und Wider Ihrer Idee durchdacht haben und Ihre Argumentation kaum noch Lücken aufweist, werden Sie Ihren Gesprächspartner überzeugen können. Die gute Vorbereitung ist gleichfalls ein wichtiger Schritt für Sie als Gründer selbst. Denn es bedarf mehr als blindem Enthusiasmus, eine Idee erfolgreich in ein Projekt umzusetzen. Viele Unternehmen der New Economy sind nicht zuletzt daran gescheitert, daß bei ihnen der Enthusiasmus überwog und Planung und kritische Hinterfragung im Vorfeld zu kurz kamen.

Je gewissenhafter Sie Ihre Vorbereitungen treffen, desto wahrscheinlicher ist es, daß Ihre Idee wirklich ein Erfolg wird und Sie nicht in den finanziellen Ruin treibt. Im Rahmen dieser Vorbereitung möchten wir Ihnen ans Herz legen, vor dem Verhandlungsgespräch mit Ihrem potentiellen VC-Partner ein Gründerseminar zu besuchen. Diese Seminare werden zum Beispiel von der IHK, aber auch von der Volkshochschule aus angeboten.

Der dritte Schritt: Die Checkliste für einen guten Auftritt

Versetzen Sie sich in die Situation Ihres Verhandlungspartners: Er weiß nichts von Ihrer Idee. Das bedeutet: Er ist unvoreingenommen, tendenziell aber interessiert. Das ist ein Vorteil für Sie. Allerdings kann er jederzeit das Interesse an Ihnen und Ihrer Idee verlieren ? wenn Sie ihn nicht zu fesseln, zu begeistern und vor allem zu überzeugen vermag. Letzten Endes sind Ihre Geldgeber in VC-Gesellschaften keine Visionäre, sondern »konservative« Geschäftsmänner. Es gibt also Etliches, das Sie Ihnen mitbringen und vorlegen sollten ? in gut präsentierter Form versteht sich. Folgende Unterlagen sollten Sie in jedem Fall zur Hand haben:

1. Ihren Lebenslauf. Hier sind kaufmännische Qualifikationen und Vorerfahrung in dem Bereich, in dem Sie nun eine Firma zu gründen gedenken, von Vorteil.

2. eine Unternehmensbeschreibung. Diese sollte auf folgende Fragen Antwort geben: Was will ich gründen? Wie ist die Grundidee der Firma? Wie gedenke ich folgende Aspekte zu regeln: Vertrieb, Marketing, die innere Organisation des Unternehmens, die Personalbeschaffung? Wie steht es mit bestehenden Konkurrenten, wie ist der von mir angestrebte Standort beschaffen (Standortanalyse)? Fertigen Sie überdies eine Marktbeschreibung Ihres Zielmarktes an.

3. einen Investitions- und Finanzierungsplan. Hier sollten Sie klären, was Sie wann kaufen wollen, wie kostspielig diese Anschaffungen sind und wie Sie diese finanzieren möchten. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist eine Aufstellung der anlaufenden Verluste bis zur Erreichung des break even, also bis zu dem Moment, in dem Ihre Firma Gewinn einfährt.

4. Finanzprognosen für die ersten drei Jahre, in denen Ihre Firma besteht. Zwei verschiedene Prognosen müssen Sie anfertigen:
1. eine Rentabilitätsprognose (Wie viel Gewinn erwirtschaftet Ihre Firma?) und 2. eine Liquiditätsprognose (Wie viel Geld des Gewinns ist zu welchem Zeitpunkt verfügbar und kann investiert werden?) Beide Prognosen müssen jahresweise erstellt werden, für das erste Jahr gar Quartalsweise, da im ersten Jahr das Unternehmen schnell wächst (zwangsläufig, da es ja bei 0 Mark anfängt) und die Liquidität besonders hohe Schwankungen aufweist. Sie sollten also 10 verschiedene Prognosen erstellen.

5. Denken Sie des weiteren an: Gesellschaftsverträge (wenn Sie Ihre Pläne nicht allein verfolgen sollten), vorverhandelte Verträge (wie zum Beispiel Mietvertragsangebote, die Sie zu diesem Zeitpunkt der Verhandlungen ? hoffentlich ? noch nicht unterschrieben haben) oder eventuell bereits vorhandene Verhandlungsunterlagen mit zukünftigen Kunden Ihrer Firma.

All diese Unterlagen bereiten Sie übersichtlich in einer Mappe auf. Am Anfang dieser Mappe findet sich ein Inhaltsverzeichnis, das auflistet, was sie enthält; des weiteren ein kurzes Anschreiben, das Ihr Anliegen zusammenfasst. Verwenden Sie auf dieses besonders viel Zeit, denn es vermittelt den ersten Eindruck Ihrer Idee. Überzeugt das Anschreiben nicht, kann es schnell geschehen, daß Ihr Konzept auf dem Ablage- und von dort aus auf dem Absagestapel landet. Die Bearbeiter Ihrer Unterlagen haben weder Zeit noch Lust, sich erst 3 Stunden durch Ihre Mappe zu »wühlen«, ehe sie verstehen, warum Ihr Konzept Erfolg versprechend sein könnte. Auch hier gilt: Der erste Eindruck entscheidet.

Exit oder Mögliche Ausstiege aus dem VC-Abkommen

Der Vertrag zwischen Ihnen und der VC-Gesellschaft ist für gewöhnlich nicht für die Ewigkeit gemacht. VC-Firmen sind normalerweise daran interessiert, sich wieder aus Ihrem Unternehmen zurückzuziehen, sobald dieses sich selbst trägt. Nun liegt natürlich die Frage nahe: Warum steigen die VC-Gesellschaften als Teilhaber Ihrer Firma aus, wenn diese aber doch solide schwarze Zahlen schreibt? Hierzu ein einfaches Beispiel: In der Startphase haben Firmen eine extrem hohe Wachstumsrate. Hier fällt ein hohes Risiko an, doch auch die Chance, sein Kapital in kürzester Zeit zu verdoppeln, ist bei einem guten Konzept groß. Hiermit spekulieren die VC-Gesellschaften. Denn eine Firma wie beispielsweise Microsoft ist zwar rentabel, ist aber in keinem Fall zu einem derart großen Wachstum in der Lage, wie ein neu gegründetes Unternehmen. Insofern ist die mögliche Gewinnspanne geringer. Und so kommt es, daß die VC-Gesellschaften ihr Geld aus florierenden Firmen herausziehen, um es erneut in neue Gründerideen zu investieren. Ganz im Sinne des Wortes Venture Capital; Wagniskapital. ? Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Der Exit wird zumeist im anfänglichen Vertrag festgelegt, und auch hier gibt es eine Unzahl individueller Möglichkeiten. So ist es zum Beispiel denkbar, daß Ihr Unternehmen an die Börse geht und die VC-Gesellschaft ihre Aktien verkauft, oder von vorneherein im Vertrag eine zeitlich befristete VC-Vergabe von etwa 10 Jahren festgesetzt ist. Letzten Endes läuft aber jede Variante darauf hinaus, daß die VCGesellschaft ihre Beteiligung an Dritte verkauft oder aus dem Kapital Ihres Unternehmens ausgezahlt wird.

Fazit

Die Möglichkeit der Zusammenarbeit mit einer Venture Capital Firma kommen also sowohl für Gründer als auch für bereits bestehende Firmen in Frage, die expandieren möchten. Letzten Endes ist die häufigste Form einer Finanzierung für den Gründer eine Kombination aus Bankkredit und VC-Vertrag. Wichtige Vorteile des VC-Konzeptes sind abschließend: 1. die Möglichkeit zur flexiblen Vertragsgestaltung mit Ihrem VC-Partner, 2. Ihre eigene Unabhängigkeit und Planungsfreiheit im Rahmen des Vertrages, 3. daß Ihr VC-Partner als Teilhaber selbst ein Interesse am Erfolg Ihrer Firma hat, 4. es sich nicht um einen Kredit handelt, Sie insofern nicht so schnell in die »Zinsenfalle« tappen können Und 5. die Möglichkeit zur Beratung und Unterstützung mit Wirtschafts-Know-How, die die VC-Gesellschaft Ihnen zukommen lässt. Zur weiteren Information empfehlen wir Ihnen, die IHK oder Ihre Bank zu kontaktieren, ein Gründerseminar zu besuchen und bei Interesse in unseren Internetlinks zu stöbern. Was auch immer Sie planen: Wir wünschen Ihnen viel Erfolg! Übersichten zu Vereinigungen der VC-Gesellschaften oder der Business Angels finden Sie hier:

Business Angels
- http://www.business-angels.de/ (Business Angels Netzwerk Deutschland mit der
Möglichkeit zu regionsspezifischer Partnersuche)
- http://www.innovation.co.at/ (Übersicht für Österreich)
VC-Gesellschaften
- http://www.bvk-ev.de/ (Übersicht über deutsche ? und andere - VC-Gesellschaften)
- http://www.evca.com/ (European Venture Capital Association)
- http://www.businessfinance.com/ (Suchmaschine für Venture Capital, Sprache:
englisch)
Generelle Links von Interesse für Gründer
- http://focus.de/D/DB/DBY/dby.htm (Umfangreiche Gründerinfos von FOCUS Online)
- http://www.gruenderservice.net (Gründerinformationen der Wirtschaftskammer)
und http://www.startupboerse.at/ (StartUp-Börse der
Wirtschaftskammer Österreichs)
- http://www.diegruender.at (Das österreichische Gründerportal)


© Momo Evers
- verfaßt für Westerwelle Consulting & Media 2001