Telearbeit - Flexibilität als Wettbewerbsvorteil

Telearbeit ? letzte Ruhestätte für allein erziehende Mütter und »outgescourcte« Mitarbeiter? Weit gefehlt! Klug eingesetzt verhilft Telearbeit Arbeitgeber und Arbeitnehmer gleichermaßen zu einem Wettbewerbsvorteil.

Telearbeit, auch für Workaholics geeignet

Seit Jahren erhöht sich in Deutschland die Zahl jener, die von zu Hause aus arbeiten und liegt heute bei sechs Prozent der Erwerbstätigen. Entgegen landläufiger Meinung, so Norbert Kordey von der Bonner empirica GmbH, sind nicht nur Eltern junger Kinder als Telearbeiter beschäftigt. Häufig sind es auch hoch qualifizierte »High Potentials« ohne Familienanschluß, denen die Telearbeit mehr Flexibilität und physische Mobilität verspricht und ein vernetztes Arbeiten ermöglicht.

Der ideale Arbeitnehmer

Doch nicht jeder Mensch eignet sich zur Telearbeit. Selbstständigkeit, Teamfähigkeit, Flexibilität, Zuverlässigkeit und Vertrauenswürdig sind Grundvoraussetzungen eines Tele-Arbeitnehmers. Auch sollte er effizient und effektiv kommunizieren können, berufserfahren sein, sich freiwillig für die Telearbeit entscheiden und über ein geeignetes häusliches und betriebliches Umfeld verfügen, in dem Akzeptanz für diese besondere Form der Arbeit gegeben ist. Nicht zuletzt sollte er über grundsätzliches Technikverständnis verfügen, um etwaige Computerprobleme selbst beheben zu können.

Der perfekte Arbeitgeber

Und auch an den Vorgesetzen stellt die Telearbeit neue Herausforderungen. Neben exzellenter Kommunikationsfähigkeit (alle Anweisungen müssen aufgrund der Distanz so präzise wie möglich gegeben werden) und gutem Motivationsvermögen ist die Fähigkeit zu ergebnisorientierter Mitarbeiterführung überaus wichtig. Klare Zielvorgaben im Vorfeld sind hilfreich. Telearbeit erfordert einen Wandel vom autoritären zum kooperativen Führungsstil, damit eine konstruktive Atmosphäre der gemeinsamen Aufgabenbewältigung geschaffen wird.

Höhere Produktivität

Nicht zuletzt ist das A und O der Telearbeit das Vertrauen des Vorgesetzten in seinen Mitarbeiter - denn schließlich hat er diesen nun nicht mehr ständig »unter seiner Fuchtel«. Allerdings scheint gerade diese Sorge unbegründet. So ermittelte IBM in einer Studie zur Telearbeit, daß 60,5 Prozent der Telearbeiter und 48,5 Prozent der Vorgesetzten die Tätigkeit zu Hause als produktiver im Vergleich zur Tätigkeit im Büro einschätzten. Telearbeiter arbeiten viel eigenverantwortlicher und daher auch konzentrierter. Oft fragt man sich, so Kordey, ob diese Menschen Telearbeiter sind, weil sie viel arbeiten, oder ob sie derart viel arbeiten, weil sie Telearbeiter sind.

Stufenweise Einführung sinnvoll

Ein Betrieb, der Telearbeit einführt sollte, so Stephan Oldenburg von der Betriebswirtschaftlichen Projektgruppe für Unternehmensentwicklung (BPU), eine stufenweise Einführung wählen. Auf eine generelle Informationsphase, in der auch firmenspezifisch Chancen und Kosten der Einführung der Telearbeit abgewogen werden, folgt die Vorbereitung eines Pilotversuches. Nachdem der Telearbeiter einige Wochen zu Hause gearbeitet hat, bewerten Arbeitnehmer und Arbeitgeber die Vor- und Nachteile und entscheiden auf der Basis dieser Erkenntnisse und Erfahrungen, ob und wie die Telearbeit eingeführt wird.

Telearbeit als Wettbewerbsvorteil

Derzeit eröffnen vor allem große Firmen ihren Mitarbeitern die Möglichkeit zur Telearbeit; kleinere Unternehmen stehen dieser Form der Beschäftigung häufig noch skeptisch gegenüber. Doch auch die kleinen und mittelständischen Unternehmen, so ist Norbert Kordey von der Bonner empirica überzeugt, werden sich anpassen und dem Wunsch des Arbeitnehmers nach höherer Flexibilität und individueller Arbeitsweise entgegenkommen müsse. »Der Telearbeit,« so Kordey, »gehört die Zukunft. Die Wachstumsraten in diesem Bereich sind immens und bestätigen den Trend zur Globalisierung. Flexibilität und Zufriedenheit des Arbeitnehmers sind wichtige Güter. Wer derlei als Arbeitgeber verspielt, verspielt auf lange Sicht einen Wettbewerbsvorteil.«

© Momo Evers - verfaßt für Westerwelle Consulting & Media 2001