Willkommen | Referenzen | Newsletter | Profil | Preise | AGB | Kontakt
erschienen in: Nautilus Abenteuer & Phantastik 2006
Phantastische Buch-Highlights im Sommer 2006
Kino im Kopf
Eine Auswahl aus aktuellen und kommenden Büchern
Willkommen zurück zur Quartalsübersicht der Neuerscheinungen in Phantastik und Fantasy, dieses Mal bis zum Monat August. Wie nicht anders zu erwarten, schleppt sich der Buchmarkt in dieser Zeit durch das »Sommerloch«, aber einige Highlights gibt es dennoch zu entdecken, auch wenn Vieles schon da Gewesenes wiederholt. Eines jedenfalls kann zumindest ich in den Verlagsvorschauen bald wirklich nicht mehr lesen; nämlich, dass dieser Autor oder jene Autorin der neue Herr Tolkien oder die neue Frau Rowling sei. Leider werden diese Parallelen wohl noch so lange gezogen werden, bis es einen neuen Kassenschlager gibt, dessen Reinkarnation man dann weitere fünf bis zehn Jahre preisen oder beschreien oder auch herbei wünschen kann.
Überhaupt ist der Buchhandel zwar kein Trendsetter, aber irgendwann erreichen hartnäckige Trends auch ihn. Eines der Ergebnisse: Heyne goes Manga. Den ersten Auftritt zur Leipziger Messe (noch ohne fertige Produkte) hat man schon hinter sich gebracht, und mittlerweile gibt es auf der poppig pinken Website (und natürlich auch in Buchhandel und Verlagsprogramm) die ersten Abenteuer zu bewundern (und zu kaufen und zu lesen). Ein Blick in das Programm lohnt sich.
Wir wenden uns derweil aber dennoch den »klassischen« Büchern zu.
Reihen
Wie immer ist das Segment »Reihen« der größte Block, und er könnte noch bis ins Unendliche ausgedehnt werden; Reihen sind nun einmal gut zu bewerben, für viele Vielleser angenehm und für Autoren ein sicheres Standbein und daher in den Verlagsprogrammen allgemein beliebt. Nichts gegen eine gut gemachte Reihe, aber manchmal fragt man sich schon, ob der Einzeltitel nicht langsam und klammheimlich ausstirbt.
Bereits im März erschien der zweite Teil von Im Zeichen des Mammuts von Tobias Oliver Meißner unter dem Namen Die letzten Worte des Wolfes (Piper). Wal-Aktivisten und Werwölfe in einem Buch vereint zeugen von einem Plot, der zumindest nicht den gängigen Klischees entspricht und somit einen zweiten Blick wert ist.
Seit April gibt es den ersten Teil der Woran-Saga der Ulmer Autorin Nina Blazon, ihres Zeichens Gewinnerin des Hohlbein-Preises. Im Bann des Fluchträgers (Carlsen) erzählt von dem Jungen Ravin, der sich zur Regenbogenburg aufmacht, um Hilfe für seinen todkranken Bruder zu holen. Im dunklen Land Skaris sucht er gemeinsam mit einem Zauberschüler nach einer sagenumwobenen Heilquelle.
Mit Die Rebellin erschien im Mai der erste Teil der Trilogie rund um Sonea, ein Mädchen aus dem Elendsviertel der phantastischen Hauptstadt Imardin, die eines Tages im Affekt einen Stein nach einem der als unverwundbar geltenden Zaubermeister wirft ? und ihn verletzt. Ein Skandal, denn in Kyralia ist Zauberei das alleinige Privileg einer Magiergilde, die die Geschicke des Landes leitet und dabei auch vor traf- und Säuberungsaktionen nicht zurückschreckt. Sonea flieht mit Hilfe ihrer Freunde, doch die Zauberergilde setzt alles daran, sie zu finden, denn auch Sonea hat magisches Potential. Als Akarin, das Oberhaupt der Zauberergilde, sie schließlich unter seine Obhut nimmt, erkennt Sorena erst im letzten Moment die Motive, die ihn treiben. Wer der Australierin Trudi Canavan aus Soneas Spuren folgen will, kann sich freuen: Bereits im Juli erscheint mit Die Novizin Teil zwei und im September mit Die Meisterin Teil drei (alle Blanvalet) des Fantasy-Schmökers.
Ebenfalls im Mai erschien der bereits fünfzehnte (!) Teil des Schwert und Wahrheit-Epos (Blanvalet) von Terry Goodkind. Auf über 700 Seiten kämpft Richard Rahl in Die Macht der Erinnerung gegen das Vergessen; als er nach schwerer Bewusstlosigkeit erwacht, ist seine Freundin verschwunden, und niemand außer ihm scheint sie je gekannt zu haben. Doch sie bleibt nicht die einzige, die vergessen wird.
Mit Elfenjagd (Heyne) startete James Barclay die Legenden des Raben (sozusagen im Anschluss an die Chronik des Raben). Weiter geht die Geschichte der Elfen im Kampf um ihr Überleben mit Schicksalswege (ebenfalls Heyne) im September.
Die Geheimnisse von Turai beschäftigen Pulp-Fantasy-Autor Martin Scott bereits zum achten Mal. In Sturm und Drang (Blanvalet) belagern die Orks Turai, und Privatermittler Thraxas hat deshalb nicht nur wenig zu Essen sondern auch Auftragsflaute. Selbstverständlich bleibt es nicht dabei, als eine Wunderwaffe in die Hände der Feinde zu fallen droht.
Neues von den Erben von Midkemia gibt es im Juni. In Der Flug des Nachtfalken (Blanvalet) erzählt Raymond Feist einmal mehr von den Umsturzplänen gegen das Herrscherhaus Kesh. Wer neu bei Midkemia einsteigen will, wartet bis zum August, denn dann gibt es mit Die Schlangenkrieg-Saga 1 und 2 zwei Folgen in einem Band für 8 Euro.
Mit Der Krieg der Drei (Blanvalet) führt Jude Fisher ihre märchenhaft-schöne Zaubergold-Saga weiter.
Gleichfalls im Juni startet mit Seide und Schwert (Loewe) eine neue Trilogie von Kai Meyer mit dem Namen Wolkenvolk. Diesmal widmet sich Meyer dem alten China, einem Mädchen unter Drachen und einem Jungen, der vom Himmel fällt. Wo Kai Meyer früher »nur« der Held der guten Geschichtenanfänge war und gegen Ende nachließ, hat er sich mittlerweile zu einem rundum guten Erzähler entwickelt, dessen Bücher zu lesen sich wirklich lohnt, wenn man märchenhafte Phantastik vermischt mit realen Mythen schätzt.
Im Juli erscheint mit Der Hexenkönig (Blanvalet) ein neuer R.A. Salvatore-Band aus den Vergessenen Welten, in dem Dunkelelfensöldner Jarlaxie und Meuchelmörder Artemis Entreri sich selbst wunder, für wessen Seite sie unvermutet streiten.
Gleichfalls im Juli kann man sich auf ein neues phantastisches Buch des Hamburger Autors Thomas Finn freuen. Das unendliche Licht (Ravensburger) ist ein über 400 Seiten starker Phantastik-Schmöker in einer Welt, in der Zwerge in den Schwarzen Wälder bei Freyburg leben, jenseits des Rheins die Elfenwälder liegen, Trolle im Riesengebirge hausen und jenseits des Nordmeers die finstere Zauberin Morgoya über die Insel Albion gebietet. Den jungen Irrlichtjäger Kai verschlägt es nach Hammaburg an der Elbe, wo ihn ein Däumlingszauberer als Lehrling aufnimmt. Zu spät erkennt Kai, dass er der Auserwählte einer dunklen Prophezeiung ist, die über das Schicksal der freien Völker entscheidet.
Ab August schließlich kann man das Ende der Die Magier von Shannara-Trilogie erleben. Terry Brooks erzählt in Die Verschwörung der Druiden (Blanvalet) einmal mehr von Dämonen, Magie, den Vier Ländern und ihren Freunden und Feinden.
Wer Alaizabel Cray geliebt hat, wird auch die Reihe Der verschlungene Pfad von Chris Wooding schätzen. Der Schleier der Erleuchtung (Bastei) erscheint im August.
Einzeltitel
»Armageddon mit Pommes Frites« gibt es seit April mit A. Lee Martinez und dem Diner des Grauens (Piper). Blutig und humorvoll geht es zu, wenn Vampire und Werwölfe für eine Handvoll Dollar Zombie-Kühe jagen.
Die Trolle (Heyne), x-ter und bestimmt nicht letzter Teil der »Serie« rund um die Fantasy-Wesen dieser und anderer Welten, gibt es gleichfalls seit April. Christoph Hardebusch erzählt die Geschichte der »schlagkräftigsten, hässlichsten und geheimnisvollsten« Geschöpfe der Fantasy. Analog zu den Fantasy-Wesen gibt es anbei bei Klett Cotta seit diesem Jahr Die Ritter. Gene Wolfe erzählt von Zauberschwertern, Drachen, Riesen, Questen, Liebe, Ehre und Edelmut ? und genau genommen gehört dieser Eintrag zu »Reihen«, denn Die Ritter ist erst der erste Teil von Mythgarth,
Seit Mai liegt Das Buch der Dornen (Blanvalet) in den Regalen des Buchhandels, und es handelt auch von Büchern. Die junge Waise Nephente liebt sie über alles und entschlüsselt alte Sprachen und Geheimnisse, bis ihr ein besonderes Buch den Weg in das Abenteuer weist ? eine romantisch-märchenhafte Fantasy-Erzählung von Patricia McKillip.
Wer Robert Jordan schätzt, könnte auch Robert Newcomb mögen. In Die magische Schrift (Heyne) geht es seit Mai um den Kampf gegen einen grausamen Bund zauberkräftiger Frauen, der das Land Eutrakien auszurotten droht.
Auch Der Zorn der Kobolde (dtv junior) von Hilari Bell erschien im Mai und ist ein Jugendbuch, das auch Erwachsene begeistern kann. Was Gut und was Böse ist, ist für den jungen Ritter Tobin nicht klar zu erkennen, als er ausgeschickt wird, um im Koboldswald eine Hexe zu fangen. Liebevolle Phantastik mit hübschen Charakteren und einer kleinen aber liebevollen Story.
Auf eine Fahrt mit der Shadowmoon (Heyne) lädt Sean McMullen im Juli ein. Kapitän Feran und ein wilder Haufen Überlebender des zerstörten Kontinents Talar haben alle Hände voll zu tun, um einen größenwahnsinnigen Kaiser und dessen finstere Pläne zu stoppen.
Terry McGarry hingegen bietet mit Zauberin des Lichts (Heyne, gleichfalls Juli) magisch-märchenhafte Fantasy rund um das Mädchen Liath, das zur Zauberin des Lichts ausgebildet wird und plötzlich ihre Kräfte verliert.
Serien
Seit Mai gibt es mit Schattenjäger (Heyne) einen »neuen« Shadowrun-Roman aus der Feder von Markus Heitz. Wirklich neu ist er allerdings nicht; er vereint die Romane TAKC 3000, Gottes Engel und Aeternitas in einem Band.
Auch Dan Abnett legte mit Tödliche Mission (Heyne) einen ? diesmal wirklich ? neuen Warhammer 40.000-Roman vor. Mit Das Attentat (gleichfalls Heyne) folgt ein weiterer Roman im August.
Bis zum letzten Mann (Heyne) geht Loren Coleman im Juli in seinem Mechwarrior DarkAge-Roman. Gigantische Kampfmaschinen im Widerstreit gegen eine Macht, die die Überreste der menschlichen Zivilisation endgültig hinwegzufegen droht.
FanPro hat derweil die historischen DSA-Biographien für sich entdeckt. Mit Der Hofmagier von Mark Wachholz und Kathrin Ludwig erscheint der erste Teil des Lebens von Altmagier Galotta, der in der Welt des Schwarzen Auges nicht erst seit der Schlacht in den Wolken Legende ist; im Oktober folgt die Biographie von Heerführer Answin Rabenmund von Michelle Schwefel ? doch davon mehr in der nächsten Quartalsübersicht.
Neues Lesefutter für Shadowrun-Fans gibt es bei FanPro mit Cash Flow (Christian Riesslegger, Juli) und Machtgelüste (Jason M. Hardy, Juni).
Und sonst?
Bereits seit März erhältlich aber dennoch empfehlenswert ist die Geschichtensammlung Huguenins Frau (Klett Cotta), die eine Auswahl der Geschichten von Matthew Phipps Shiel vorstellt. H. P. Lovecraft oder H. G. Wells sahen Shiels düstere und ur-phantastische Geschichten in der Tradition von Edgar Allen Poe, Jules Verne oder Charles Baudelaire.
Die Parodie ist noch immer nicht gestorben. Im April erschien mit Barry Trotter und der unmögliche Anfang (Goldmann) der dritte Teil der Parodie über den Jungen mit der Blitznarbe aus der Feder von Michael Gerber. Wen Gerber zusätzlich mit Blarnia (auch Goldmann) parodiert hat, ist leicht zu erraten, wenn man »Bl« durch »N« ersetzt.
Wer Jüngeren etwas hübsches Phantastisches schenken möchte, greift zu Die unglaubliche Reise durch die andere Welt (omnibus). Kester Schulz erzählt in einer Abenteuergeschichte voller Humor von der netten Mumie Hatschepsut und dem schießwütigen Geist Störtebeckers.
In Kraken, Monster, Seemannsgarn (Festa) erhellt Michael Kirchschlager in der Neuüberarbeitung des Klassikers von Marine-Pfarrer Paul Gerhard Heims ab August Legenden und Aberglauben auf hoher See. Reich bebildert und mit vielen Beispielen entführt das Buch aus dem Jahr 1888 in die Welt und die Geheimnisse des Seespuks rund um versunkene Städte, das Elmsfeuer, Meerjungfrauen, Strandgespenstern und Totenschiffen. Ein Schmökerschatz mit zeitgenössischen Holzschnitten und Kupferstichen.
Im Herbst harren einige neue spannende Leseschätze, aber auch, wenn es im Sommer immer etwas dünn gesät ist: Auch außerhalb der Quartalsvorschauen gibt es in der NAUTILUS immer wieder spezielle Lesetipps zu Neuerscheinungen und zu alten Schätzen, die ihrer (Wieder)Entdeckung harren. Genug Bücher also für einen langen Schmökersommer.
Das besondere Buch
Die Pforte des Magiers
Bartimäus kehrt zurück
Wer ihn kennt, der wird ihn lieben, und wer ihn noch nicht kennt, der sollte das Erscheinen des dritten Teils der Trilogie (im Juni bei cbj) nutzen, um sich mit dem scharfzüngigsten Dämon der Welt bekannt zu machen ? dem wundervollen, dem einzigartigen, in Fußnoten sprechenden und seine Leser zu Tränen rührenden Bartimäus.
In einer Welt, in der Magie einigen wenigen vorbehalten ist, die sie meist zu ihrem eigenen Vorteil nutzen, und in der Kinder, die zu Magiern ausgebildet werden, nicht nur ihre Eltern sondern auch ihren Namen verlieren, wächst der junge Nathanael auf; ein ehrgeiziges, einsames und nicht gerade das Herz erwärmendes Kind. Noch ehe seine Ausbildung beendet ist, legt er sich mit Zauberern an, mit denen er sich lieber nicht hätte anlegen sollen ? und er tut es nicht allein, sondern mit Hilfe von Bartimäus, dem Dschinn, den er Dämon nennt, und den er zwingt, für ihn Dienste zu erledigen. Doch Bartimäus ist nicht dumm ? und Nathanael ist jung und unerfahren. Und mit der Zeit verbindet die beiden ungleichen Wesen, die einander zum ersten Mal in einer verwinkelten Dachmansarde in London begegnen, eine Art Hassliebe.
Die junge Kitty hingegen ist eine »Gewöhnliche, und sie ist Mitglied einer Widerstandsgruppe, die sich gegen die Macht der Zauberer, die auch die Regierung bilden, zur Wehr setzen. Was Kitty, Nathanael und Bartimäus erleben und ob es ihnen gelingt, die Regierung der Zauberer zu stürzen, erzählt der Brite Jonathan Stroud in drei herrlich dicken Phantastik-Schmökern, von denen »Die Pforte des Magiers« einen Abschluss bildet, der das Adjektiv »krönend« mehr als verdient hat. Das Ende des Buches ist überraschend ? und mutig für ein Jugendbuch, das Bartimäus letzten Endes zumindest der Kategorisierung nach ist. Mit »Die Pforte des Magiers« übertrifft Stroud sich selbst, mischt Humor, Action und philosophische Innenschau, und gibt Teil eins und zwei ? für sich schon lesenswert genug ? in Retrospektive noch mehr Tiefe und Sinn. Kurz: Ein mehr als würdiger Abschluss für eine Trilogie, die sich mit Sicherheit ihren Platz unter den Klassikern der Phantastik sichern wird.
Grund genug, Jonathan Stroud einmal genauer unter die Lupe zu nehmen. In der nächsten NAUTILUS erwartet Sie ein ausführliches Interview mit dem »Herrn der Dschinne«.
Fantasy-Zyklen unter der Lupe
Sabriel, Lirael, Abhorsen
Die Trilogie vom Alten Königreich
In Ancelstierre gibt es Fahrzeuge, elektrisches Licht, Schulen, ein Könighaus und eine moderne Armee; die Welt erinnert an das England der dreißiger Jahre. An der nördlichen Grenze des Landes aber liegt das Alte Königreich, umschlossen von einer hohen Mauer aus Stein und Magie, hinter der jedwede Technik unweigerlich versagt. Zwischen dem Alten Königreich und Ancelstierre liegt die Verbotene Zone, eine Todeszone, streng bewacht und ein Wall gegen die Mächte der Nekromantie; denn im Alten Königreich lauern zahlreiche Gefahren, wobei machtgierige Nekromanten nur eine der Facetten des Reiches sind.
Sabriel ist 16 Jahre alt und Klassenführerin in einem Elite-College ? und sie ist Magierin. Denn Sabriels Vater ist der Abhorsen im Alten Königreich, jener Wächter gegen die Finsternis, der das Schöne, das Unberührte und Zauberhafte des Königreiches gegen den verderbten Einfluss der Nekromantie bewahrt. Eines Tages aber erscheint ihr Vater nicht zu dem vereinbarten Treffen, und als ein Schattendiener Sabriel die Insignien ihres Vaters überreicht, fürchtet sie, dass ihr Vater gestorben ist. Sie macht sich auf den Weg, um zu erfahren, was mit ihm geschehen ist und stößt dort auf eine Verschwörung, die droht, das Alte Königreich zu vernichten. Ob Sabriel, das Katzenwesen Mogget und der verwunschene Prinz Touchstone gegen Dämonen, Geister und den gefährlichen Magier Kerrigor bestehen und Sabriels Vater, dessen Geist hinter die vierte Pforte des Todes verbannt wurde, noch rechtzeitig erreichen können, verrät der erste Teil der Trilogie. In Teil zwei und drei wechseln einige der Hauptprotagonisten, der Konflikt jedoch bleibt derselbe. Erst ab der Hälfte des zweiten Buches erahnt man das wirkliche Ausmaß der Bedrohung, die über dem Königreich schwebt.
Der Australier Garth Nix hat mit der »Trilogie vom Alten Königreich« beste Unterhaltungsliteratur geschaffen. Ob im Hardcover (als Jugendbuch bei Carlsen) oder im Softcover (bei Bastei Lübbe): Nix überzeugt durch Spannung, eingängige Beschreibungen und lebendige Charaktere. Die klare, stimmungsvolle Sprache überrascht immer wieder durch phantasievolle Details, und das Katzenwesen Mogget sorgt (nicht nur im ersten Teil) durch seinen an Shakespear?sche Narren gemahnenden Humor für die gewisse Prise Leichtigkeit in einer düsteren und bedrohlichen Welt.
Spannende, eingängige Unterhaltung ? trotz der weiblichen Hauptcharaktere auch für männliche Leser.
Kurzrezension für den eiligen Leser
Geheime Welt Idhún
Spanierin zwischen Popkonzert und Zauberreich
Laura Gallego García hat zunächst einmal zwei Vorzüge, die auf sie aufmerksam machen, noch ehe man eine einzige Zeile von ihr gelesen hat: Sie ist jung (geboren 1977), hat bereits über ein Dutzend Bücher veröffentlicht (und ist für einige von ihnen ausgezeichnet worden), und sie ist Spanierin ? und wird dennoch auf dem deutschen Markt veröffentlicht, und zwar in wunderschöner Aufmachung bei dtv.
»Geheime Welt von Idhún« erzählt die Geschichte von Jack und Victoria, von Krieg und Magie, von Widerstand und Liebe. Und sie beginnt so: Jack hat den ganzen Tag über bereits dunkle Vorahnungen, und leider behält er Recht: Als er nach Hause kommt, sind seine Eltern bleich und leblos, Fremde duellieren sich in seinem Haus, und eine Stimme spricht in seinem Kopf. Noch ahnt Jack nicht, dass am Tag, an dem die drei Sonnen und die drei Monde von Idhún ? einer Welt auf einem fremden Planeten ? am Himmel ein Sechseck bilden, der barbarische Asran die Macht ergreift und nur wenige Bewohner von Idhún ihm entkommen können ? und noch versteht Jack auch nicht, was all das mit ihm zu tun hat. Aber er wird es lernen ? und gemeinsam mit seinen Gefährten wird er das letzte Einhorn und den letzten Drachen finden müssen, wenn er überleben will.
Gallego Garcías Plot ist solide Fantasy; mit bekannten Motiven, aber flott erzählt. Es ist ein Genremix, ist Jugend- und (junges) Erwachsenenbuch zugleich, ist Lovestory und Abenteuergeschichte. García ist keine begnadete Sprachvirtuosin, die Sätze holpern ein wenig, Bilder und Übergänge sind nicht immer elegant ? aber wer Eragon (Chrstopher Paolini, cbj) geliebt hat (das an ähnlichen Schwächen leidet), wird auch Idhún vorbehaltlos verschlingen. Generell bietet das Buch für Fantasy-Fans gute Bahnunterhaltung ? und nicht zuletzt eine der wenigen Möglichkeiten, einen Blick auf Phantasie und Sprache einer nicht-englischsprachigen Autorin zu werfen.
Wer Blut geleckt hat, kann im Juli gleich weiter lesen, denn dann startet mit »Das Tal der Wölfe« eine weitere Trilogie der Spanierin bei dtv. Für die Fortsetzungen von »Geheime Welt von Idhún« hingegen muss man sich in Deutschland noch ein wenig gedulden; sie kommen aller Voraussicht nach im März 2007 und 2008 frisch aus der Druckerpresse.