Dem Selbständigen ist keine Stunde heilig

... das wird mir immer wieder klar, wenn ich feststelle, daß Weihnachten morgen ist und ich noch keinen Gedanken daran verschwendet habe. Oder wenn ich - wie jetzt - zwischen Weihnachten und Sylvester über meiner Arbeit sitze und mit Stoizismus und Langmut auf einen Punkt hinarbeite, der mir das Durchatmen ermöglicht. Das Sylvesterfeiern ohne Reue und schlechtes Gewissen. Ohne “Projektrückstau”. Und somit mit der Hoffnung auf einen übersichtlichen und geordneten Start in das neue Jahr.

Mit den Jahren habe ich gelernt, mich damit abzufinden, daß dieser Punkt nie zu meiner wirklichen Zufriedenheit erreicht sein wird. Wo ein Loch gestopft wird, öffnet sich ein neues. Aber was ich früher mit wachsender Unruhe betrachtet habe, über das habe ich mich zusehends zu freuen gelernt. Denn letzten Endes bedeutet dieser Zustand, daß es weiter geht. Daß je ein laufendes Projekt nahtlos an das nächste anschließt. Und daß ich den Zustand eines wirklich “leergearbeiteten” Schreibtisches daher schlichtweg nicht erreichen kann.
Und das ist schließlich ein Grund zur Freude, denn es bedeutet, daß ich mich über Auftragsmangel nicht beklagen muß.

Nach fast drei Jahren Selbständigkeit liebe ich meinen Job noch immer - und täglich mehr. Trotz Dauerstress, oft extrem sportlicher Deadlines, trotz großer und kleiner Katastrophen und darauf folgender durchgemachter Nächte im Dutzend.
Ich wollte immer mit Sprache arbeiten.
Bis heute kann ich mir nichts Schöneres vorstellen.

Für all die spannenden Projekte der vergangenen Jahre, alle Herausforderungen, für alle Höhen - aber auch für die Tiefen, an denen ich lernen konnte - meinen herzlichen Dank.

Allen, mit denen ich die Projekte der letzten Jahre umgesetzt habe.
Allen, mit denen ich Neues umsetzen werde.
Allen, die Sprache ebenso sehr schätzen wie ich.
Und nicht zuletzt den Menschen, die ich liebe - dafür, daß sie mich trotz Dauerstreß und Dauerzeitmangel nicht vergessen haben.

Wird’s besser? Wird’s schlimmer?
fragt man alljährlich.
Seien wir ehrlich:
Leben ist immer
lebensgefährlich.
(Erich Kästner)

Auf ein neues, auf ein wundervolles Jahr 2006!

Momo (heute besinnlich gestimmt)